Sonntag, 2. Dezember 2007

Interview mit Grossrat Jonas Fricker

Alter Hase (Ex-Grossrat Stefan Keller) fragt schlauen Fuchs (Nachfolger Jonas Fricker)


Stefan Keller (SK): Am 4. Dezember wirst du in Aarau als Grossrat vereidigt. Worauf freust du dich in dieser neuen Funktion, wovor hast du allenfalls den Bammel?

Jonas Fricker (JF): Ich freue mich auf die Herausforderung im Grossrat zum „Mister Nachhaltigkeit“ zu werden: „Im Wald darf maximal soviel Holz genutzt werden, wie nachwächst.“ Sorgen macht mir die „nach-mir-die-Sintflut“-Haltung der konservativen Mehrheit im Aargau. Ich werde versuchen dieser Mehrheit den zyklischen Denkansatz der nachhaltigen Entwicklung näher zu bringen.

SK: Ohne dir den Anfang verderben zu wollen: die Grünen sind (noch) eine kleine Fraktion und entsprechend mit viel Arbeit, vor allem in den Kommissionen, belastet. Musst du dein Leben auf den Kopf stellen, um die neue Aufgabe bewältigen zu können?

JF: Nein. Ich arbeite 70 Prozent als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für nachhaltige Entwicklung der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW. Je 20 Prozent sind für das Präsidium und den Grossrat reserviert. Zusammen macht das 110 Prozent. Da ich noch keine Kinder habe und gewohnt bin effizient zu arbeiten, werde ich das schaffen.

SK: Als Umweltnaturwissenschafter ETH bist du sozusagen ein Vorzeige-Grüner. Im Grossen Rat sind aber alle gesellschaftlichen Themen zu bearbeiten und die Grünen sind längst keine Einthemen-Partei mehr. Welchen Themen willst du spezielle Aufmerksamkeit schenken?

JF: Der nachhaltigen Entwicklung. Mein Ziel ist es, die nachhaltige Entwicklung des Kantons Aargau voran zu treiben. Ein wichtiger Aspekt der nachhaltigen Denkweise ist die gleichwertige Berücksichtigung von Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft. Eindimensionales Denken ist mir fremd.

SK: Du kennst den Politbetrieb als Alt-Einwohnerrat in Baden. Da geht es allerdings – verglichen mit Aarau – ziemlich provinziell-familiär zu und her. Hast du eine genügend dicke Haut, um gewisse Ungeheuerlichkeiten in den Voten einzelner SVPler zu ertragen?

JF: Ja.

SK: Als Grossrat wirst du pro Woche durchschnittlich an zwei Veranstaltungen eingeladen. Wo wirst du bestimmt niemals hingehen?

JF: An die Einweihung der Formel-1-Strecke in Gippingen.

SK: Und nun: toi, toi, toi!

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