Mittwoch, 6. Februar 2008

Kolumne 10: Winter im Mittelland

Ich sitze in der S12 von Winterthur nach Baden und schaue zum Fenster hinaus. Es ist dunkel. Es ist immer dunkel: am Morgen, wenn ich aufstehe, und am Abend, wenn ich nach Hause fahre. Dazwischen schimmert der Tag grau in grau. „Ein Kaltluftsee bedeckt das Mittelland und die Hochnebeldecke liegt auf rund 900 Meter über Meer.“, meldete heute das Radio DRS. „Unter der Nebeldecke minus 1 Grad Celsius und auf 1'500 Meter 4 Grad plus, dank der Sonne.“ Ein Freund von mir ist zurzeit Skilehrer im Engadin. - Ein leichtes Unbehagen nistet sich in meinem Magen ein. Was mache ich in diesem Nebelloch? Ich arbeite. Im kleinen Machiavelli steht geschrieben, dass es die grauen Mäuse sind, die es am weitesten bringen in der Business-Welt. Na dann nichts wie los, es gibt keinen besseren Ausbildungsplatz auf der Erde als das neblige Mittelland. Ich habe sozusagen Top-Trainingsverhältnisse für das Top-Management. Ausserdem waren meine Chancen noch nie so gut, entdeckt zu werden: Ich bin am vergrauen, fühle mich Eins mit der schwarz-grauen, Aktenkoffertragenden Zürcher-HB-Businessfamilie und die UBS sucht sicher schon bald einen neuen CEO.

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